Da es heute etwas weiter ging, fahren wir bereits um halb acht los Richtung Jetřichovice. Der Ort war auch nicht mehr ganz unbekannt, da wir hier bereits im letzten Jahr schon einmal vorbeigekommen sind. Nur diesmal nicht um hier zu Mittag zu essen, sondern um zu starten.
Besonders im Gedächtnis geblieben sind mir die drei Aussichtspunkte auf den Felsen Mariina Skála, Vilhelmíniny Stěny und Rudolfův Kámen. Auch wenn ich mal gesagt habe, ich würde nicht zweimal denselben Ort besuchen wollen und der Aufstieg zu diesen Felsen als sehr anstrengend und lange in Erinnerung hatte, wollte ich wieder dahin. Auf der Felsspitze ganz oben stehen und mich frei fühlen.
Erkenntnis: Neun Monate später hat sich einiges geändert. Die Aufstiege, Treppen und Felsen hoch erscheint diesmal schon nicht mehr ganz so quälend. Es ist nicht so, als würde ich da gleich wie ein junges Reh noch hüpfen, aber auch nicht mehr so sehr leidend. Damit erscheinen diese auch nicht mehr ganz als so lange. Die Erinnerungen daran waren wesentlich “schlimmer”. Das ist der Vorteil, wenn man dieselben Strecken doch noch einmal geht: Die Fortschritte werden noch spürbarer.
Weiter gefolgt der gelben Markierung erreichten wir kurze Zeit später die Soutěska Úzke schody, eine Schlucht, die sich mit Leitern und Treppen um den Maják schlängelt.
Der gelbe Wanderpfad zog sich eine Weile hin, bis wir nach vier Stunden erneut in Daubitz pünktlich zum Mittagessen ankamen. Da wir keine feste Essenszeit haben, sind wir eigentlich immer pünktlich, sobald wird da sind. Also ließen wir uns in derselben Kneipe wie vorige Woche gerne wieder kulinarisch verwöhnen, mit der Erkenntnis noch nie in Tschechien schlecht gegessen zu haben.
Nach über einer Stunde machten wir los, um den Rückweg anzutreten, mit dem ersten Ziel, den Spravedlnost zu besteigen. Der Weg von der Straße noch auf die Spitze war zwar mit nur 400 m angegeben, gefühlt war dieses kurze Stück aber auch einfach nur senkrecht hoch, aber lohnenswert. Die Aussicht war nicht nur schön, sondern ließ vermutlich sogar bis ins Isergebirge blicken. Warum dies heute eine besondere Gewichtigkeit hat, erzähle ich nächste Woche.
Von dort ging es in den Barfußschuhen weiter dem Radweg 3076 entlang. Leider war dieser Weg für diese Schuhe nicht besonders geeignet, aber ich hatte mir auch schon lange nichts mehr wund gelaufen. War wohl einfach mal wieder Zeit zu spüren, dass die Füße tatsächlich noch leben. Angefühlt hatte es sich schlimmer, blieb aber alles ohne Blasen mit nur zwei Druckstellen, die zu spüren waren.
Kurz vor Ziel machten wir noch einen kleinen Abstecher auf die Felsenburg Falkenštejn. Als wir hier wieder ein Schild sahen mit der Angabe 400 m, machte ich noch Witze von wegen bestimmt Senkrecht den Fels hoch. Das war genauso lange lustig bis wir tatsächlich vor einer Treppe standen, die fast senkrecht den Felsspalt hoch führte. Aber mittlerweile schon geübt gingen wir auch diese hoch.
Die Grundzüge der Felsenburg sind bis heute gut erkennbar und wenn man sich die Aussicht anschaute, konnte man auch gut verstehen, warum jemand hier leben wollte.
Aussicht von der Felsenburg Falkenštejn
Nach einem kurzen Stück mit vielen Stufen kamen wir auch wieder an den Ausgangspunkt zurück, wo wir uns noch ein Eis gönnten, bevor wir uns wieder auf den Weg nach Hause machten.
Mittlerweile bin ich fast drei Wochen rauchfrei und ich spüre auch deutlich wie sich gewisse Dinge ändern. Während ich heute zu Beginn meine Herzfrequenz nicht so tief halten konnte, wie ich wollte, spürte ich dafür, dass es sich bei leicht über 160 bpm nicht mehr so schlimm anfühlt wie noch vor einem Monat. Mal abgesehen davon hielt er sich auf dem Rest der Wanderung wesentlich tiefer. Und diese Macht der Gewohnheit, sie ist noch da und meldet sich weiter, aber sie wird leiser, jeden Tag etwas seltener und leiser.
Maximale Höhe: 534 m
Gesamtzeit: 08:42:32