…und wie es soweit kam.
Was gibt es über mich zu sagen? Es gibt vermutlich viele Worte, die mich beschreiben können: herzlich, spontan, kreativ, musikalisch, weltoffen…
Aber eines wäre wohl absolut nicht zutreffend: sportlich.
Bis Juni 2019.
Als ich mich mit einem Freund an einem See getroffen habe, um dort den Tag zu verbringen, ist mir bewusst geworden, wie gut es mir doch tut, in der Natur zu sein, zu entspannen. Allerdings bin ich nicht dafür gemacht, den ganzen Tag an einem Ort rum zu sitzen. Also habe ich mir für kurz danach einen kleinen Spaziergang ausgesucht. Ich war neugierig und wollte wissen, wie es sich anfühlt, mal wieder einfach ein Tag raus zugehen und zu wandern. Dabei bin ich auf die Tyssaer Wände gestoßen, habe mir eine Route rausgesucht, habe meine Sachen gepackt und bin los gelaufen.
Gereist bin ich schon immer gerne, aber zu Fuß? Niemals!, dachte ich. Doch genau an dem Punkt bin ich nun angekommen. Der Ehrgeiz immer weiter zu kommen, größere Distanzen und mehr Höhenmeter zu bewältigen, lässt mich einfach nicht mehr locker.
Weil es die Zeit nicht immer zulässt auch einfach mal ein paar Tage weg zu sein, bleibt nur noch eins: Große Distanzen in kurzer Zeit! Und so bin ich im September 2019, nach nur drei Monaten, bereits das erste Mal 50 km in unter 12h gelaufen. Ok, es waren 11h59m47s, aber man muss sich auch an kleinen Erfolgen erfreuen können.
Die Reaktionen in meinem Umfeld sind sehr unterschiedlich. Von Augenrollen bis “Ich bin stolz auf dich!” ist alles dabei. Dabei werde ich auch immer wieder mit den selben Fragen konfrontiert:
Du bist doch verrückt!
Erzähle mir bitte was Neues. Natürlich bin ich verrückt und habe dabei auch noch viel Spaß!
Aber das macht doch gar kein Spaß mehr, oder?
Doch! Gerade die Herausforderung weiter zu gehen, als manch einer es jemals tun wird, die Natur und Ruhe noch länger zu genießen, einfach herrlich.
Und warum tust du das?
Es geht nicht darum, abzunehmen oder fitter zu werden, obwohl beides sehr positive Effekte nebenbei sind. Es geht einfach nur darum, nicht mehr nur zu Hause rum zu sitzen. Etwas erleben, die Natur erleben, sich selber erleben. Diese unglaublichen Momente, wie wenn man durch einen ruhigen Wald geht und plötzlich ein Reh entgegen gerannt kommt, stehen bleibt und dich genau so verwundert anschaut, wie du das Reh! Wenn man es endlich auf den Berg hoch schafft und plötzlich eine wunderschöne Aussicht vor sich hat, dieses „On top of the world“-Gefühl und man dafür belohnt wird, den Aufstieg zu meistern. Nach einem langen Tag und vielen Kilometer dem inneren Schweinehund einfach mal den Mittelfinger zu zeigen.
Und gerade weil ich mich dabei so glücklich und wohl fühle, möchte ich dies nun mit euch teilen. Diese wunderschönen Momente, aber auch die knallharte Wahrheit, dass Wandern manchmal auch Schmerzen ertragen und leiden heißen kann.