Vorgeschichte
Eigentlich sollte ich diese fünf Tage in Moskau sein und nach 13 Jahren wieder einmal ein Konzert von My Chemical Romance genießen. Soweit Plan A. Pandemie sagte Nein. Also suchte ich nach einer Alternative. Da ich in diesen Tagen auch noch Geburtstag hatte, wollte ich einfach auf keinen Fall nur zu Hause sein. Also machte ich mich an Plan B: Die vierzehn Achttausender im Erzgebirge. Durch eine Unterhaltung mit einer Freundin entstand dann Plan C: Wanderungen in Osttschechien, wo sie herkommt. Leider fiel dieser Plan kurzfristig auch ins Wasser. Kurzzeitig hatte ich die Slowakei als Plan D im Gedanke, doch endete schlussendlich alles mit Plan E: zwischen dem Isergebirge und den bayrischen Alpen. Was ich alles in diesen wunderschönen Länder erlebt habe, lest ihr in den folgenden Zeilen…
07.07.2020
Nach einem normalen Arbeitstag machte ich wie immer um 15 Uhr Feierabend, packte meine Sachen und stieg ins Auto. Anders als sonst ging diesmal die Fahrt aber nicht nach Hause, sondern ins tschechische Bedřichov, wo ich nach sehr gemütlichen 2,5 Stunden Autofahrt auch ankam. Bereits auf dem Weg hierher konnte ich die ersten Blicke auf das Isergebirge werfen. Die Freude wurde gleich noch größer!
Für die nächsten drei Tage wird das Chata Bajama mein zu Hause sein. Ich betrete die Hütte und finde auch gleich den Herrn des Hauses. Schnell war geklärt: Er spricht kaum Deutsch, ich noch weniger Tschechisch. Aber mit meinen minimalen Kenntnissen aus andern slawischen Sprachen, Händen und Füssen verstehen wir uns doch irgendwie. Ich sage ihm, dass ich eine Reservierung habe. Er zeigt mir einen Zettel um zu wissen, ob ich das bin. Nein, ich bin kein Uwe. Aber auch das kein Problem. Er fragt für wie lange ich bleiben möchte und zeigt mir mein Zimmer.
Ich habe nicht nur fünf Betten zur Auswahl, sondern auch noch eine Badewanne für mich alleine, obwohl Gemeinschafts-Bad angegeben war. Geil, denk ich mir, besser kannst du es gar nicht haben. Auch sonst ist es sehr ruhig hier, es scheint, obwohl die Urlaubszeit hier schon begonnen hat, nicht viel los zu sein, oder es sind noch alle ausgeflogen. Ich hoffe auf ersteres.
Da bis zum Abendbrot noch etwas Zeit ist, packe ich erstmal meine Sachen aus und lege schon mal für den morgigen Tag zurecht, schließlich bin ich nicht hier, um nur rum zu liegen, sondern möchte morgen gleich schon mal das Isergebirge erkunden. Sonst hätte ich diese Reise auch nicht machen müssen.
Um 19 Uhr machte ich mich also langsam auf die Jagd nach Essen. Im Speisesaal war bereits gedeckt, was aber erst einmal zweitrangig wurde. An der Decke und an den Wänden hingen überall diverse Sachen von Glocken, Skiern bis Schuhe. Also erst einmal alles genau anschauen. Und dann ging es mit dem Essen auch schon los. Außer mir waren sonst nur noch zwei weitere Personen zu Gast. Wie es sich gehört, wurde ich zuerst nach etwas zu trinken gefragt. Als ich nach Früchtetee fragte, wurden mir auch gleich mindestens 10 Sorten Tee zur Auswahl hingestellt. Ich merkte schon, hier kümmert man sich gut um mich. Los ging es dann mit einer Suppe als Vorspeise. Was es genau war? Keine Ahnung, aber auf jeden Fall sehr lecker. Weiter ging es mit Schnitzel und Kartoffelbrei und Kuchen zum krönenden Abschluss. Satt und zufrieden regelten wir noch den Papierkram und ich zog mich wieder zurück auf mein Zimmer.
Wie ich mir so schön vorgestellt hatte, würde ich nun noch ein schön warmes Bad nehmen, bevor ich mich ins Bett lege und da fand ich dann auch schon der Haken an der ganzen Sache. Wanne war da, der Boiler gibt aber nur für ca. 15 cm Warmwasser. Zum Waschen hat es immerhin gereicht und als Hotelbesitzer würde ich es bestimmt auch nicht anders machen. Zumindest nicht in der Preisklasse.
Sauber und glücklich ging es um halb zehn auch schon wieder schlafen, schließlich sind für morgen fast 30 km geplant, je nachdem was das Wetter so sagt. Gute Nacht!
08.07.2020
Bereits um sieben bin ich vor meinem Wecker aufgewacht und stellte beim Blick aus dem Fenster auch fest, dass die Wettervorhersage zutraf: Es regnete. Davon wollte ich mich aber nicht abhalten lassen. Bei schönem Wetter wandern kann jeder, ich kriege das auch bei Regen hin. Hoffe ich…
Also stand ich um halb acht auf, packte meine Sachen und mich ein und ging erst einmal zum Frühstück. Heute soll es schnell gehen, denn ich hatte noch rund eine dreiviertel Stunde Autofahrt vor mir um zum etwas entfernten Parkplatz zu kommen.
Pünktlich wie geplant lief ich um halb zehn los, entlang der grünen Wanderweg, an dem ein kleiner Teich zum Fluss Černá Smědá lag.
Anschließenden folgte ich eine Weile der blauen Markierung, um an mein erstes Ziel zu kommen. Auf dem Aussichtspunkt Paličník kann man nicht nur ins Tal nach Bílý Potok und Hejnice runter schauen, sondern sieht auch auf der einen Seite den Smrk mit seinem Aussichtsturm, mein nächstes Ziel, und mit den Jizera auf der anderen Seite.
An den Nieselregen hatte ich mich bis dahin schon gewöhnt, allerdings kam hier auf der Spitze oben auch noch sehr starken Wind dazu. Also wollte ich mich nicht weiter in diesem kalten Wind aufhalten, machte ein paar Fotos und ging den gelben Pfad wieder ein Stück zurück, bis ich wieder auf den Blauen zurückkam und konnte diesem bis hoch zum Smrk folgen.
Zwischenzeitlich hatte sich der Regen gelegt und ich durfte auch mal ein wenig bei trockenem Wetter wandern. Ich wusste, dass der blaue Weg irgendwann rechts den Berg hoch führen würde, allerdings, was für ein Weg, war eine Überraschung, die mir vorbehalten blieb, bis ich davor stand. Steil den Berg hoch über Geröll. Toll, dachte ich mir, und machte, was ich in solchen Momenten immer tue: Mir kräftig in Arsch treten und los geht’s.
In der oberen Hälfte wurde der Weg etwas flacher und führte teilweise über Holzstege. Fast oben angekommen, bin ich zum ersten Mal an diesem Tag noch auf einen anderen Menschen getroffen. Dadurch, dass es mitten in der Woche und schlechtes Wetter war, war aber auch nicht gerade mit vielen Leuten zu rechnen.
Ich folgte dem Pfad weiter, über einen kleinen Trampelpfad durch die Büsche, bis ich ihn schließlich erreicht hatte, den Aussichtsturm auf dem Smrk. Da der Wind und Regen mittlerweile wieder sehr stark geworden sind, bin ich nur bis zur Hälfte und der ersten Aussichtsplattform des Turmes hochgestiegen, aber auch bereits hier, konnte man die Aussicht sehr gut sehen.
Nach einem Rundumblick ging es schnell wieder weiter, zurück auf den blauen Weg Berg runter, bis wieder ein kleiner Pfad links weggeht, um von dort auf den roten Wanderweg immer weiter Berg ab zu gehen. Weiter wieder auf dem blauen Wanderweg folgte ich immer noch dem Weg Berg ab weiter bis Bílý Potok und zum ersten Mal hatte ich eigentlich keine Lust, soweit Berg runter zu gehen, was aber mehr damit zu tun hatte, genau zu wissen, dass ich das alles auch wieder hoch muss, um den Jizera zu erreichen. Umso näher man dem Tal kam, traf man doch hin und wieder auf einzelne Wanderer, aber sie waren heute wirklich sehr rar.
Unten angekommen habe ich im wesentlichen gerade mal den Fluss Smědá überquert und von da an wieder Berg hoch. Da ich dem GPS nur eine Teiletappe angegeben habe und es auf den kürzesten Weg eingestellt war, merkte ich erstmal nicht direkt, dass ich gar nicht die geplante Route gehe, sondern eben den kürzesten Weg. Lektion des Tages: Ist der Weg zum Ziel kürzer, ist er auch steiler. Dies merkte ich spätestens, als ich die Richterova Cesta erreichte. Das senkrecht den Berg hoch ist ja immer noch das eine, aber dieser Weg war sehr steinig und durch den ganzen Regen auch sehr rutschig. Dass ich da irgendwo nicht einfach umgedreht bin, ist mir immer noch ein Rätsel. Der Regen ist mittlerweile etwas stärker geworden, ich hatte bereits 15 km hinter mir und war doch auch schon etwas müde geworden. Ich musste zwei drei Mal eine Pause einlegen, aber ich bin hochgekommen.
Richterova Cesta Richterův kříž
An der Kreuzung zum gelben Wanderweg wusste ich, dass schlimmste ist überstanden. Mittlerweile hat sich Nebel gebildet und ich wusste da schon, wenn ich auf den Jizera gehe, war ich zwar da, würde aber nichts sehen. Das Glück der ersten Aussicht hatte mich hier wohl verlassen. Da ich aber diesen Weg sowieso erstmal vor musste, hatte ich auch noch etwas Zeit, mir zu überlegen, ob ich da hoch gehe oder nicht.
Über Holzstege und durch viel Matsch folgte ich dem Weg, bis ich auf den großen Weg zurückkehrte und beschloss, dass ich den Jizera heute noch hoch gehen werde. Auch wenn ich nichts sehen würde, wollte ich an der Stelle einfach nicht aufgeben, nicht so kurz vor dem Ziel.
Und so stand ich kurze Zeit später auf dem 1122 m hohen Berg, in Starkregen bei noch stärkerem Wind und habe erstmal einen Freudenschrei von mir gegeben und mich über meinen Willen, diesen Tag so durchzuziehen, zu freuen. Schlussendlich hatte ich dies wohl auch meinen guten Regenklamotten zu verdanken. Wäre ich irgendwann auch noch nass geworden und hätte zu frieren begonnen, hätte ich das vermutlich auch nicht durchgestanden.
Aussicht? Die war aber wie vermutet heute geschlossen.
Also hielt ich mich nicht weiter lange auf und beschloss den Weg zurück zum Parkplatz anzutreten, den ich auch gegen fünf Uhr bereits wieder erreichte.
Zurück in der Unterkunft, hätte ich noch beinahe das Abendbrot verpasst, aber habe, nach dem ich mich kurz umgezogen habe, auch noch eine leckere Suppe und Gulasch bekommen.
Satt und zufrieden ging es dann auch nur noch kurz in die Badewanne. Da ich noch nicht genau wusste, was ich am nächsten Tag denn machen soll, warf ich noch einen Blick in die Karte, um zu beschließen, dass ich zwar ein paar Punkte habe, die ich sehen möchte, aber einfach mal drauflos laufen werde und schaue, wo ich hinkomme. Einzige Bedingung war, einfach auch mal das Auto stehen zu lassen und direkt von der Unterkunft loszulaufen. Und mit diesem Plan habe ich mich dann um halb zehn auch schon hingelegt und geschlafen, schließlich möchte man für den nächsten Tag wieder fit sein.
Maximale Höhe: 1125 m
Gesamtzeit: 07:42:51
09.07.2020
Heute hatte ich das Glück etwas länger im Bett bleiben zu können. Trotzdem stand ich um halb acht auf, um auf jeden Fall pünktlich beim Frühstück zu sein. Der Blick aus dem Fenster verriet mir, dass es heute wettertechnisch besser werden könnte. Der Blick in den Wetterbericht sagte dasselbe. Also anziehen und auf zum Frühstück. Doch bevor ich so weit kam, erhielt ich noch einen etwas weniger erfreulichen Anruf. Der Plan für die folgenden drei Tage hat sich aus wettertechnischen Gründen geändert und plötzlich hatte ich auch doch Freitag Zeit wandern zu gehen. Aber um mir dafür einen Plan zurechtzulegen, hatte ich den ganzen Tag Zeit.
Und dann endlich Frühstück. Da ich beschlossen hatte, dass Wandertage keine Diättage sein können, gönnte ich mir auch gleich mal ein Donut.
Da ich immer noch nicht so richtig einen Plan hatte, wo ich genau hingehen soll, habe ich einfach mal meine Sachen eingepackt und mich auf den Weg gemacht. Meute sollte auch das Auto einfach mal stehen bleiben, weshalb ich die Umgebung meiner Unterkunft erkunden.
Als erstes Ziel wollte ich mir die Felsformation Viklan anschauen. Diese versteckte sich einem kleinen Pfad entlang inmitten von einem Bäumemeer.
Weiter Richtung Norden folgte ich dem grünen Wanderweg bis hoch zur und entlang der Talsperre Bedřichov. Eigentlich war bis Mittag angekündigt, dass es zumindest trocken bleiben sollte, aber das hat knapp bis kurz nach Zehn gehalten. Das Gute daran war, es war auf jeden Fall nicht schlimm, die Badehose nicht dabei zu haben.
Um die Natur möglichst zu schützen wurde dem See entlang ein Holzsteg gebaut, auf dem ich ebenfalls dem Gewässer gefolgt bin. Bei Regen fast genauso lustig, wie über nasse Steine zu klettern, aber auch dies habe ich unbeschadet überstanden.
Weiter über den gelben Weg ging es an Nová Louka vorbei, um nach einem kurzen Stück auf dem blau markierten Wanderweg zum Blatný Rybník zu gelangen. Da es sich hier um einen kleinen Teich handelte und ich viel Zeit hatte, beschloss ich den Teich zu umrunden bevor es weiterging.
Eigentlich wollte ich von da langsam wieder zurückgehen, hab aber nicht mehr so genau in die Karte geschaut und bin einfach mal weiter gelaufen. Unterwegs traf ich eine Frau mit ihren beiden Kinder auf Fahrräder, die mich nach dem Weg gefragt hat. Zumindest habe ich das herausgefunden, nach dem wir uns auf Englisch geeinigt haben. Da ich mich hier ja auch nicht auskannte, konnte ich ihr zumindest die Karte zur Verfügung stellen und sie wusste auf dem richtigen Weg zu sein. Wir verabschiedeten uns und jeder ging seinen Weg weiter.
Wie sich herausstellte, war ich bereits einiges weiter gelaufen als ich ursprünglich geplant hatte, aber damit auch gleich die Gelegenheit ergriff, die Talsperre Josefův Důl größtenteils zu umrunden. Auch wenn ich die Tage definitiv genug Regen gesehen hatte, freute ich mich doch auch ein bisschen den See in leichte Nebelschwaden gehüllt erleben zu dürfen.
Von da an entschied ich dann aber doch, nun den kürzesten Weg zurückzunehmen und der ging mehr oder weniger einmal quer Feld ein. (Natürlich immer auf existierenden Pfaden, aber wer öfters mal wandern geht, weiß auch, es gibt solche und solche Wege.)
Bereits gestern sind wir die unzähligen Blaubeerbüsche aufgefallen, allerdings leider auch, dass diese noch kaum Beeren oder zumindest noch keine Reifen trugen. Wenn sie blau waren, leider meistens auch einfach nur bitter. Wird aber bestimmt auch seine Gründe haben, warum die in der Sächsischen Schweiz schon durch sind und hier noch nicht. Aber an einer Stelle hatte ich Glück und zumindest eine Handvoll gepflückt bekommen.
Weiter auf dem schlammigen, nassen Pfad wurde mir der große Vorteil von Barfußschuhen erst richtig klar: Einmal falsch hintreten, zack bis auf die Haut nass. Bei meinen leichten Wanderschuhen gestern, hat es Stunden gedauert bis dann auch endlich alles nass war. Der Nachteil ist aber leider auch, dass die nassen Füße darin schnell kalt werden, in den Wanderschuhen bleiben sie auch nass noch warm. Also habe ich für die letzten Kilometer nochmals gewechselt. Ich mache ja viel mit, aber krank werden finde ich dann doch nicht so toll.
Weiter folgte ich den Trampelpfaden bis ich wieder die Hauptstraße erreichte, um dieser bis zurück zu folgen.
Und so wurden es doch wieder fast 20 km. Etwas viel für einen Spaziergang, aber man gönnt sich ja sonst nichts.
Da noch einige Zeit bis zum Abendbrot blieb, beschloss ich, mir noch eine Wanne einzulassen, um auch mal wieder etwas Wärme zu spüren.
Maximale Höhe: 828 m
Gesamtzeit: 04:28:31
10.07.2020
Eigentlich sollte ich heute nach Hause fahren, um von hier aus nach Bayern weiter zu pendeln für die letzte Wanderung an diesem Wochenende, allerdings hatte sich das gestern geändert und wir würden erst am Samstag losfahren. Also hatte ich noch einen ganzen Tag frei zur Verfügung. Da ich mit dem Smrk und dem Jizera nur die beiden höchsten Berge auf der böhmischen Seite des Isergebirge bestiegen hatte, führte mich heute der Weg über die Grenze bis nach Polen, um von dort aus auf den Wysoka Kopa, dem insgesamt höchsten Berg des Isergebirge zu wandern.
Also packte ich frühs erst einmal all meine Sachen zusammen bevor es zum Frühstück ging. Bereits so früh am Morgen wurde mir klar, dass mein Plan, vor dem älter werden zu flüchten, nicht funktionieren würde. Die Familie und Freunde müssen uns ja immer wieder daran erinnern, dass man schon wieder ein Jahr mehr auf dem Buckel hat, aber es ist ja auch schön, wenn an einen gedacht wird, egal wo man gerade ist.
Gleich nach dem Frühstück nahm ich all meine Sachen, verabschiedete mich und packte das Auto um weiterzufahren. Knapp 40min waren es bis nach Polen, entlang der Straße am Rande des Isergebirge, welches schon sehr schöne Ausblicke schaffte.
Nachdem ich dann endlich einen Parkplatz gefunden hatte, mit dem ich auch klarkam, ging ich zum Häuschen um zu bezahlen, was ich auch tat, nachdem wir uns auf Zeichensprache geeinigt haben. Da ich keine Złoty bei mir hatte, durfte ich in Euro bezahlen. Wie ich im Nachhinein nachgerechnet habe, habe ich in Euro fast das Doppelte gezahlt. Aber ich hatte Urlaub, es war ein schöner Tag und von sowas lasse ich mir dann auch nicht die Stimmung vermiesen.
Los ging es den Fahrradweg hoch zuerst einmal Richtung alter Quarzbau. Von dort aus hatte an bereits eine wunderschöne Aussicht ins Tal hinunter.
Von dort ging es nicht mehr allzu weit bis zur Wysoka Kopa hoch. Eine Aussicht von dort hat man durch die vielen Bäume nicht, allerdings kann man die Aussicht sehr gut vom und zur Bergspitze genießen. Auch hier gab es wieder viele Blaubeerbüsche, welche aber hier genauso leer waren, wie im restlichen Isergebirge.
Da sich noch andere Wanderer an der Wysoka Kopa zusammen fanden, beschloss ich meinen Weg noch etwas weiterzugehen. Ich war mir erst nicht sicher, ob ich nur eben hoch und dann wieder zurückgehen würde, wollte dann aber die Route doch noch etwas erweitern und folgte dem roten Wanderweg.
Da es von hier aus tendenziell auch nur noch bergab ging, kam ich sehr zügig voran. So schnell wie es ging, beschloss ich die Route nochmals um ein ganzes Stück zu erweitern und folgte dem roten Pfad immer weiter über den Sattel Mokra Przełęcz, bis ich auf den blauen Weg traf.
Diesem folgte ich über 7,5 km. Er scheint gerade bei Fahrradfahrern sehr beliebt zu sein, denn ab hier traf ich auch immer mehr Leute. Dies könnte natürlich auch an der nahegelegenen Hütte, welche sicherlich auch Verpflegung zur Verfügung stellt, zusammenhängen, welche ich aber wegen der großen Ansammlung an Menschen vermieden habe. Zum andern musste ich heute noch bis nach Hause zurückfahren, da wollte ich nur ungerne beim Rumsitzen die Zeit vertreiben. Der Weg führte zu Beginn und am Ende wieder durch den Wald, schlängelte sich aber zwischendurch über ein offenes Plateau, welches den Anblick auf die umliegenden Gipfel ermöglichte.
Der blaue Weg führte zurück bis zum Fahrradweg, den ich schon hochgekommen bin, von wo aus ich eigentlich den parallel verlaufenden Wanderweg nehmen wollte, aber die Abzweigung dazu verpasst hatte. Also beschloss ich doch auch wieder den Fahrradweg zurückzunehmen und folgte diesem zurück bis zu meinem Auto.
Von da an hieß es leider los, Richtung zu Hause. Nach 2,5 h Fahrt, drei Länderwechsel und einem Abstecher nach Dresden bin ich dann auch zu Hause angekommen. Da es sehr spät wurde, blieb eigentlich auch nicht mehr viel Zeit, nur noch um meine Tasche neu zu packen und mich für die Reise am Samstag vorzubereiten. Um ein Uhr Nachts habe ich dann auch das Licht ausgemacht und mich schlafen gelegt.
Maximale Höhe: 1127 m
Gesamtzeit: 05:53:31
11.07.2020
Obwohl ich heute hätte ausschlafen können, war ich bereits um halb neun wieder munter. Vor Aufregung konnte ich auch nicht mehr einschlafen. Also bin ich aufgestanden und habe mich für die heutige Reise vorbereitet. Frühstück durfte auch heute nicht fehlen, woran ich mich gerade in den letzten Tag auch sehr gewöhnt habe.
Pünktlich um 11 Uhr wurde ich abgeholt und wir machten uns auf den Weg nach Bayern nahe München. Eigentlich wollten wir heute die Alpen besteigen, da für heute aber durchgehend Regen angesagt war, haben wir die Wanderung auf Sonntag verschoben. Dafür würden wir am Sonntag erst sehr spät nach Hause kommen, aber so hatte ich einen Tag mehr im Isergebirge und aus Erfahrung der letzten Monaten ist verschieben doch wesentlich besser, als absagen.
Da ich selber nicht fahren musste, was mir auch sehr gelegen kam, nutze ich die Zeit hierfür ein paar Zeilen zu verfassen. Gerade bei so einem Abenteuer Wochenende wie diesem, braucht es doch einige Zeit, auch alles niederzuschreiben. Fertig bin ich in den vier Stunden nicht geworden, aber die Heimfahrt dauert ja ebenfalls nochmals so lange.
Kurz nach drei sind wir auch an unserem Ziel bei einem Bekannten angekommen und genossen den restlichen Tag mit viel Erzählen, Kaffee trinken und essen gehen. Abends haben wir uns noch Bilder von einer Nepal Reise angeschaut und sind dann auch schon bald wieder Richtung Bett gewandert, schließlich wollen wir am nächsten Tag um halb sieben losfahren. Oder um sechs. Oder doch um viertel sieben? Zeitig auf jeden Fall, wenn dann alle bereit sind.
12.07.2020
Mit Kuchen und Kaffee im Magen haben wir alles unsere Sachen ins Auto gepackt und sind pünktlich Richtung Süden nach Garmisch-Partenkirchen aufgebrochen. Das Wetter sagt zwar “nur” um die 14 °C, aber zum Glück keinen Regen. Zu warm ist auch nicht toll und die restliche Wärme holen wir uns dann beim Wandern dazu.
Kurz vor um acht haben wir uns auch schon die Schuhe umgeschnallt und sind los gewandert. Ich wusste bereits, dass mich heute einiges erwarten wird und mit rund 1300 hm auf 6,5 km eine Steigung ansteht, die ich so noch nie gemacht habe. Die ersten paar Meter ging es zum Glück noch gemütlich leicht nach oben, so dass man sich erstmal etwas warm laufen konnte. Und dann ging es los, über nasse Wurzeln und Waldboden senkrecht den Berg hoch. Hätte ich gewusst, was da noch kommt, hätte ich das wesentlich mehr genossen. Leichte Belastungsschmerzen machten sich im Fuß bemerkbar, aber es war weiter nichts schlimmeres. Nachdem es für kurze Zeit wieder über etwas normalere Wege weiter ging, legte sich das auch gleich wieder.
Kurz vor neun trafen wir auch schon an der ersten Wirtschaft ein, die allerdings noch geschlossen hatte und wir uns auch gleich für Weitergehen entschieden haben. So gingen wir den steinigen Weg, der sich da hoch schlängelte, weiter. Immer wieder konnte man an baumfreien Ecken den Ausblick nach Garmisch-Partenkirchen runter und an den gegenüberliegenden Gebirgszug genießen.
Und dann ging es los. Wieder mehr oder weniger senkrecht den Berg hoch, aber diesmal in steinigem Gelände. Da es den Vortag durchgeregnet hatte, waren die Steine nicht nur nass, sondern es bildeten sich auch gleiche Rinnsale den Weg runter, bis man sich manchmal doch nicht mehr ganz sicher war, ob man auf einem Weg oder in einem Bachbeet steht. So ging es eine Weile weiter, über Steine klettern und große Tritte hochziehen. Schritt für Schritt, nicht besonders schnell, aber konstant. Immer wieder warteten wir auch für kleine Pausen, bis sich wieder alle eingefunden haben, da doch jeder sein eigenes Tempo gelaufen ist. Bis wir auf einem kleinen Plateau angekommen sind und uns auch erstmal hinsetzten. Unser Ziel, der Kramerspitz (1985 m. ü. M.) war bereits gut zu sehen, allerdings war es immer noch über einen Kilometer.
Weiter wurde es langsam immer frischer und es zogen Nebelschwaden auf. Ich hatte bereits Angst, dass sich die Aussicht wieder einmal verstecken würde, aber wir hatten Glück. Also ging es noch das letzte Stück, welches auch einmal einen Blick auf die andere Seite des Berges offenbarte, über den schon etwas angenehmeren Pfad bis hoch zum Kramerspitz. Die Aussicht bietet nicht nur den Blick auf Garmisch-Partenkirchen, sondern zeigte auf der andern Seite des Tals auch die Zugspitze mit dem darunter gelegenen Eibsee.
Kreuz am Kramerspitz
Eine Weile verharrten wir an der Bergspitze, um die Aussicht zu genießen und etwas Kleines zu essen. So schön es hier war, waren leider auch sehr viele Leute dort. Ich genieße es auch sehr an solchen Aussichten meine Ruhe zu haben, aber andere wollen es einfach genau so genießen.
Da das Schild zur nächsten Wirtschaft eine Stunde ansagte, machten wir uns dahin auf und folgten dem Pfad über den Predigtstuhl Richtung Westen. Von hier aus ging der Weg dann auch fast nur noch nach unten und wesentlich schneller.
Mit Glück konnten wir uns einen Tisch ergattern und ließen uns die Gemüsesuppe und den Kaiserschmarrn schmecken. Da die Hütte immer noch auf 1600 m. ü. M. lag, konnte man, wenn man sich eben mal nicht mehr bewegte, die doch etwas frischeren Temperatur spüren, insbesondere wenn die Hälfte der Klamotten auch noch nass geschwitzt waren.
Von da an ging es weiter über die Kuhweide immer weiter den Berg hinunter. Dafür das wir so lange bis hoch brauchten, fand ich den Spaß Berg ab doch etwas kurz, aber so ist es ja leider immer.
Auch da blieb der Weg steinig. Durch die Nässe ist es Berg ab manchmal noch etwas schwerer das Gleichgewicht zu halten, weil man noch etwas leichter rutschen konnte, aber dafür sind wir alle geübt und konnte auch diese Hürde unfallfrei überstehen.
Nach rund 15 km kamen wir auch wieder zurück zum Auto und hatten diese Tour überstanden. Es war sehr anstrengend und nicht immer einfach den Berg hochzukommen, aber es war auch mal wieder schön zu sehen, dass man seine Grenzen einfach noch nicht erreicht hat, dass man noch mehr machen kann und noch viele Wege offen sind.
Nach unserer Tour machten wir uns erst einmal wieder auf den Weg zurück zu unserem Bekannten nach Hause, haben unterwegs noch Pizza geholt und natürlich auch gegessen, bevor wir uns frisch geduscht auf den Weg zurück ins heimische Sachsen machten.
Maximale Höhe: 1982 m
Gesamtzeit: 08:03:53